Das wäre mal eine Headline! Ob sie sich bewahrheitet, muss der Naish Boxer im KITE-Ring über acht Runden beweisen. Hat er das Zeug zum Champion?

Der Boxer ist ein Klassiker in neuem Kleid: Als der erste Boxer 2004 auf den Markt kam, richtete er sich an Ein- und Aufsteiger. 2008 verschwand mit dem Auftauchen des berüchtigten Sigma-Knicks in der Fronttube der Name aus dem Portfolio. Neun Jahre danach reaktivierte Naish den Namen, allerdings mit einem anderen Konzept. Der neue Boxer ist auf eine Strut abgespeckt und richtet sich an Foiler und Leichtwind-Kiter. Für das aktuelle Modelljahr wurde er um die Größen 3.5, 14 und 16 ergänzt und ersetzt in der Range damit den Fly. Designer Damien Girardin hat sich ein neues Nahtverfahren ausgedacht, das deutlich höheren Tubedruck zulassen soll. Das ermöglicht eine schmalere Fronttube und höhere Stabilität. Sein Gewicht wurde reduziert, indem Dacron-Verstärkungen teilweise durch das steife Quad-Tex Tuch ersetzt wurden. Die „Sharkteeth Trailing Edge“ aus gedoppeltem Quad-Tex Tuch im Zick Zack Muster an der Abströmkante fällt größer aus. Das soll Flattern verhindern und das Tuch schonen.

Bargefühl:

Im ersten Moment tastet die Hand an der Bar im Dunkeln, wenn der Boxer nach dem Start in den Zenit klettert. Die große Überraschung folgt mit dem ersten Powerdive. Plötzlich wird aus dem schwammigen Gefühl ein Präzisionsskalpell. Der Sweetspot auf der Bar lässt sich wunderbar spüren und der Kite gibt ausgezeichnet Rückmeldung über Position und Fluglage.

Flug- und Drehverhalten:

Der Boxer zeigt ein flinkes Flugbild und lässt damit die Konkurrenz hinter sich. Das geringe Eigengewicht beschleunigt gut und erreicht eine hohe Geschwindigkeit, was besonders Foil-Kitern entgegenkommt. Er dreht sauber und tellert nur minimal.

Lowend:

Ein so leicht konstruierter Kite wie der Boxer fliegt schon bei der leichtesten Brise. Hier kann er seinen Gewichtsvorteil gegenüber den Drei- und Fünf-Strutern ausspielen. Allerdings wird dann noch nicht genug Zugkraft freigesetzt, um einen ausgewachsenen Kitesurfer mit dem Twintip in Bewegung zu setzen. Hinzu kommt, dass der Boxer einen Quadratmeter weniger auf der Rippe hat als die Konkurrenz. Damit plaziert er sich im Testfeld als Schlußlicht für Twintip-Kiter und ist gemeinsam mit dem F.one Breeze die beste Option für Foil-Kiter, die im untersten Windbereich einen Schirm suchen, der stabil fliegt und auf dem Foil downwind gut driftet. Der kleinste und schnellste Kite im Test scheut sich allerdings nicht vor Sinuskurven. Er zirkelt mit beachtlicher Geschwindigkeit, und schafft es den einen oder anderen Lowend-Knoten herauszukitzeln. Sheet & Go Freunde kommen nicht so früh auf ihre Kosten und müssen ebenfalls mit Sinusbögen starten.

Höhelaufen bei zehn Knoten:

Der Boxer hat extrem kleine Querkräfte und zieht nur wenig nach Lee. Das macht sich auf der Kreuz angenehm bemerkbar. Bei zehn Knoten auf dem Leichtwind Twintip liegt der Kite im Mittelfeld. Man muss aufpassen, ihn nicht zu sehr auszubremsen. Auf dem Foil kann allerdings nur noch der F-One Breeze mithalten. Der Boxer entwickelt auf dem Foil, wo mit deutlich weniger Spannung in den Leinen gekitet wird, eine deutlich wahrnehmbare Tendenz nach unten zu sacken.

Kontrolle bei Überpower:

Der Boxer hat einen großen Spielraum nach oben, in dem er sich ausgewogen benimmt. Überschreitet man diesen Windbereich, packt der Boxer die Fäuste aus. Der Griff zum Adjuster rettet in die nächste Runde. Ein beherzter Zug und der Boxer hängt die Handschuhe zurück in den Schrank – bis der Wind weiter zunimmt. Ein voll durchgezogener Adjuster endet im Verlust der Leinenspannung und der Kite lässt sich nur noch dirigieren, wenn man etwas anpowert.

Springen:

Bei Schirmen dieser Größe entscheidet oft die Geschwindigkeit, mit der man den Schirm von der Fahr- in die Absprungposition bewegt, über hohe Sprünge oder flache Hüpfer. Der Boxer ist der kleinste und schnellste Kite im Test, hat also auch die kleinste Tendenz, die Kante vorzeitig zu lüften. Unterpowert bleibt die Sprungperformance etwas hinter den größeren Konkurrenten zurück, doch mit ein wenig Pfeffer im Tuch lebt der Kite auf.

Relaunch:

Im untersten Windbereich lässt der Boxer sich am besten relaunchen, indem man beide Steuerleinen anzieht und ihn rückwärts ausparkt. Bei normalen Bedingungen ist der Relaunch unkompliziert durch Ziehen einer Backleine erledigt.

Safety:

Der Boxer fällt nach dem Auslösen artig und ohne Restzug vom Himmel. Kein Wunder, denn die Bar rauscht auf einer Steuerleine bis fast in den Kite. Auf der Flag-Leine ist kein Stopper verbaut. Wer in tiefem Wasser auslöst, sollte ein guter Schwimmer sein, um nach dem Auslösen nochmal einen Relaunch zu bewerkstelligen.

Fazit:

Naish hat mit dem Boxer einen Leichtwind-Kite geschaffen, der gleichermaßen mit dem Twintip und dem Foil funktioniert. Durch sein geringes Eigengewicht liegt das untere Windlimit bei deutlich unter zehn Knoten. Sobald er fliegt, kann man mit dem Foil fahren und erreicht dabei einen hervorragenden Winkel am Wind. Bei etwas mehr Wind geht der Boxer dann auch auf dem Twintip los. Wie es sich für einen Boxer gehört: Flink, direkt und sogar genug Punch für einfache Unhooked-Tricks.

Grössen / Preise

14,0 qm: 1.499 EUR
16,0 qm: 1.599 EUR

Bar / Preise

Torque Bar ATB/BTB: 599 EUR

Gut / Weniger Gut

  • Hohe Fluggeschwindigkeit
  • Höhelaufen (Foil)
  • Auch für Unhooked-Manöver geeignet
  • Steuerung bei voll gezogenem Adjuster

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet