An Nordostküste der Adria verstecken sich nicht nur tolle Kitesurf-Spots. In Istrien findet man ein noch wertvolleres Gut: jede Menge Platz auf dem Wasser. Ein Reisebericht von Heiko Mandl (Text & Fotos)
Camping an der Küste
Der nördliche Teil Kroatiens bietet sich geradezu an, mit dem Camper ein paar Tage Mittelmeerfeeling zu genießen und regelmäßig aufs Wasser zu kommen. Ein Blick auf die Wetterkarte ist vorher auf jeden Fall empfehlenswert. Es gibt hier keine ausgeprägten thermischen Winde. Eine kleine Ausnahme bildet der Maestral, der aber oft zu wenig Druck für gute Kitebedingungen erzeugt. Ganz anders in Istrien: Wenn die Bora oder der Yugo (auch bekannt als Scirocco) übers Land ziehen, rappelt es gewaltig im Tuch. Dann sind Windstärken bis sieben Beaufort keine Seltenheit. Der Südwind Yugo kann eine schöne Welle mit sich bringen. Ein weiteres Argument ist die relativ kurze Fahrzeit. Zwischen München und Koper liegen 500 Kilometer. Wer früh startet, kann am Vormittag schon die ersten Kiteloops ins Wasser setzen. Generell ist die Halbinsel Istrien für einen Kitetrip über ein verlängertes Wochenende eine ideale Alternative zum Gardasee oder anderen überfüllten Spot
Slowenien: Zwischenstopp am Wasser
Selbst während der Anreise nach Istrien müssen die Kites nicht gelangweilt im Kofferraum verharren. In Slowenien, genauer gesagt südlich von Portoroz, gibt es einen Spot, der bei Bora und Yugo gut funktioniert und auch bei thermischen Winden, zumindest mit dem Foil, fahrbar ist. Der Spot ist leicht zu finden: Kurz vor der kroatischen Grenze biegt man rechts von der Hauptstrasse ab und kommt zur nächsten Grenzstation. Diese umfährt man und orientiert sich am Airport vorbei Richtung Küste. Im Ort Seca orientiert man sich dem Fluß entlang weiter Richtung Küste. Beim Restaurant Ribic endet die Strasse, wo man gegen eine Gebühr parken kann. Der Spot selbst liegt dann ein paar Meter weiter auf einer Wiese. Aufsteiger können hier auch bei starker Bora aufs Wasser, da ein kleiner Hügel den Wind abschwächt. Außerdem liegt der Spot in einer sicheren Bucht. Flachwasser ist dort immer garantiert. Der Spot gilt als einer der sichersten an der slowenischen Küste. Aufpassen sollte man dennoch, damit man nicht in die Salzfelder abtreibt. Die Locals sind nicht übermäßig erfreut über Kiter in ihren Salzfeldern! Direkt am Spot befindet sich auch eine Kiteschule, die bei Bedarf Material verleiht.
Camping in Portorož und Restaurants in der Nähe
Camping Lucija liegt neben dem Hafen von Portoroz unweit vom Spit entfernt. Wer ohne Camper anreist, kann fast an jeder Ecke private Appartements mieten, die preislich zwischen 20 und 50 Euro pro Person liegen. Daneben gibt es natürlich auch eine große Auswahl an Hotels und Appartementanlagen. Es gibt jede Menge Restaurants an der Küste Sloweniens und das kulinarische Angebot gestaltet sich entsprechend groß. Ein Tipp ist das Restaurant Ribic direkt am Surfspot. In Piran gibt es eine eine Vielzahl weiterer guter Einkehrmöglichkeiten – z.B. die Pizzeria Gust im Zentrum von Izola.
Premantura: Hot Spot für Kiter
Der bekannteste Spot Stupice liegt ein paar Kilometer südlich von Pula und bietet einen der besten Boraspots Istriens. Die vorgelagerte Insel Ceja liegt ein paar hundert Meter entfernt und bietet Schutz vor zu starkem Wind und Wellen. Auf der kleinen Insel, die nur mit dem Boot erreichbar ist, befindet sich ein kleines Restaurant – also ein paar Euro einstecken und auf einen Café nach Ceja kiten! Der beste Einstieg an der felsigen Küste liegt direkt beim Campinglatz Stupice auf einer kleinen Wiese. Wenn der Kite gestartet ist, muss man sich leider über die Steine ins Wasser kämpfen. Schuhe sind hier Pflicht, da dort einge Seeigel im Wasser lauern. Optimale Windbedingungen erwischt man hier bei Bora. Meistens bläst es dort mit ein bis zwei Beaufort mehr als angesagt, da durch die Insel-Düse der Wind verstärkt wird. Auch bei schwacher Bora findet man in Stupice oft noch genug Wind für große Schirme vor. Am Nachmittag bildet sich meistens noch ein thermischer Wind, der trotz fehlender oder zu schwacher Bora für entspanntes Foilkiten ausreicht, um ein paar Schläge um die Inseln zu ziehen. Bei starkem Wind bauen sich weiter draußen in den vielen Untiefen bis zu zwei Meter hohe Wellen auf, die eine ideale Spielwiese für Freestyler und Wave-Fans formen. Der angrenzende Ort Premantura bietet Kitern alles, was sie für abseits vom Wasser brauchen: Restaurants, Bars, Internetcafe und viele Privatunterkünfte.
Übernachtungsmöglichkeiten
Der Spot ist ideal für Camper, da man vom Zelt oder Wohnwagen aus direkt aufs Wasser starten kann (Camping Stupice). Appartements findet man in Premantura wie Sand am Meer, fast an jedem Haus winkt das bekannte „Sobe“- Schild – eine Aufforderung an die Reisenden: einfach klingeln und fragen, ob noch etwas frei ist. Auch hier trifft man im Ort auf den üblichen Mix an Restaurants, Bars und Cafes. Wer ohne Internet nicht auskommt, besucht Boris in seinem Surfcafé.
Tipp: Essen auf der Insel Kamenjak
Wer etwas ganz besonderes erleben will, macht einen Ausflug – zu Fuß, mit Rad oder Auto – auf die Halbinsel Kamenjak. Kurz vor dem Ortsanfang in Premantura beginnt rechts ein Schotterweg auf die Halbinsel, die gleichzeitig ein Naturschutzgebiet ist. Am Ende von Kamenjak haben Einheimische zwischen Schilf eine urige Bar errichtet. Die Safari Bar bietet Getränke und Snacks aller Art. Den Leuchtturm ein paar hundert Meter im Meer kann man übrigens mieten.
Liznjan oder Medulin: Die Qual der Wahl
Neben Stupice sind in der Gegend noch die Spots Liznjan und Medulin zu empfehlen. Medulin befindet sich fast Gegenüber von Premantura, man kann die Dächer des kleinen Städtchens gut sehen. In Medulin steigt man direkt beim Camp Kazela ins Wasser ein, am besten beim Eingang des Campinglatzes informieren. Es zahlt sich aus ein wenig den Strand auf- und abzugehen, zum Teil findet man zwischen dem felsigen Strand einige Abschnitte mit Kies. Die Bora weht Sideshore von links. Anfänger sind hier fehl am Platz. Höhe halten ist Pflicht, sonst landet man im Zentrum von Medulin oder gegenüber auf der Halbinsel Premantura. Bei starken Südwind bildet sich eine schöne Welle, allerdings komplett Onshore (Wind und Welle).
Liznjan ist besonders bei Bora ein Tipp für Wellen-Experten. Hier wird die Bora am stärksten und die Wellen, Klippen und der Einstieg setzen eine hohe Könnensstufe voraus. Der beste Weg zum Spot führt über das Dorf Liznjan. Man passiert das Restaurant Galiola und biegt vor dem Hafen links in einen Feldweg ein. Ab der Kirche sind es noch 150 m bis zum Spot. Gestartet wird auf der kleine Wiese, direkt neben dem Strandhaus liegt ein kleiner Kiesststrand für den Einstieg. Die Zweite Möglichkeit aufs Wasser zu kommen ist gegenüber auf der Südseite der Bucht. Hier gelingt der Einstieg etwas leichter, zumindest die Wiese zum Aufbauen der Kites ist größer als am gegenüberliegenden Spot. Einen Campingplatz gibt es hier nicht, Wildcampen wird in der Nebensaison laut Aussagen einer Locals jedoch geduldet.
Kiten in Istrien: Gut zu wissen
Das südliche Ende Istriens sollten Kiter aus Süddeutschland, Österreich und der Schweiz in der Navigations-Schnellauswahl speichern. Frühjahr und Herbst sind die beste Reisezeit: Die Temperaturen liegen dann bereits im angenehmen Bereich und die Windwahrscheinlichkeit ist brauchbar. Während der Sommermonate gehört die Halbinsel den Normalo-Touristen. Das stört nicht weiter, denn Juni bis August sind statistisch die schwächsten Windmonate.
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