Flach, schnörkellos und mit jeder Menge Lift: Das Glider Foil hebt schon bei Schrittgeschwindigkeit ab. Nur an das kurze Board müssen sich Einsteiger erst gewöhnen.

Mit dem Glider Foil verfolgt Liquid Force einen eigenen Design-Ansatz, denn Flügel und Stabilizer sind annähernd flach und ohne nennenswert nach unten oder oben gezogene Winglets geformt. Außerdem verfügt der Flügel über deutlich weniger Pfeilung (Sweep) als die meisten anderen Tragflächen dieser Gruppe. Dafür verspricht das dicke Profil im vorderen Bereich kräftigen Auftrieb. Beide Flügel werden in Carbon-Kompositbauweise gefertigt. Mast und Fuselage bestehen aus Aluminium. Clever und praktisch ist das neue Schnellmontage-System (Bild Mitte). Der Mast wird in die vertiefte Aufnahmeplatte gesteckt und mit nur einer Schraube hinten fixiert. Obwohl der Mast nicht wirklich tief in der Platte verschwindet, wirkt die Verbindung sehr steif und gut abschließend. Jeder Millimeter Luft würde früher oder später zu einem schwammigen Handling führen. Das haben die LF-Entwickler gut gelöst – wobei wir keine Aussagen über die Langlebigkeit treffen können. Nach einer Woche Dauereinsatz gab es keinerlei Probleme damit. Das gesamte Foil-Set wird in einer gut aufgeräumten Tasche inklusive Werkzeug und Montagepaste geliefert. Wir sind das Glider Foil Set zusammen mit dem Galaxy Board gefahren. Das Board zählt mit 16,4 Litern und 126 Zentimetern Länge zu den kleinsten Boards im Test, ist aber relativ breit geshapt. Die Nose ist leicht gerockert und im kantigen Cut-off-Design gehalten, während die Outline sehr rund ausfällt. Die Standfläche ist leicht in die Oberseite des Boards eingelassen, sodass man tiefer steht, was eine bessere Kraftübertragung und ein direkteres Gefühl für das Foil ermöglichen soll, ohne das Volumen im Bereich der Nose zu verringern. Die Füße finden auf einem weichen, durchgängigen EVA-Pad Platz.

Wasserstart:

Das kleine Deck lässt sich im Wasser einfach drehen und in Position bringen und kann mit wenig Krafteinsatz aufgekantet werden. Sobald man den vorderen Fuß in die Schlaufe steckt, merkt man, dass sich das Galaxy im Vergleich zur Konkurrenz deutlich kürzer anfühlt. Viel Nose ist nach vorne nicht mehr übrig. Entsprechend dosiert sollte man beim Wasserstart aufsteigen. Wer zu viel Gewicht nach vorne legt, drückt die Nose unter Wasser. Man spürt sofort, wie das dicke Profil im Was­ser anfängt zu arbeiten. Das Foil drückt schon bei geringster Geschwindigkeit nach oben. Wer genug Erfahrung hat, foilt sofort los und überspringt die Verdrängerfahrt einfach. Allerdings kann der gewaltige Auf­­trieb des Flügels technisch ungeübte Einsteiger bei den ersten Versuchen auch überrumpeln. Fährt man zu sehr auf Halbwindkurs an und kommt nicht sofort zentral über das Foil, drückt der Flügel mit voller Wucht schräg gegen das Board. Wer dann nicht korrigiert, kippt seitlich wieder zurück ins Wasser. Hier verlangt das Liquid Force etwas mehr Erfahrung und Fahrkönnen als die sehr fehlerverzeihenden Foils von Naish, Slingshot oder F-One.

Fahrverhalten:

Sobald man mit dem Galaxy abgehoben hat, punktet das Set mit verblüffender Stabilität. Der Lift ist zwar selbst im untersten Geschwindigkeitsbereich überaus kräftig, aber lässt sich auch mit steigendem Tempo über den vorderen Fuß gut kontrollieren. Bei anderen Boards hat man mehr Mühe, bei hohem Tempo die Nose unten zu halten. Allerdings setzt der Lift eben nicht so soft ein, sondern kommt mit etwas Punch. Nach kurzer Eingewöhnungszeit lässt sich das jedoch gut einschätzen. Dafür beeindruckt das Glider Foil mit seinem unglaublich niedrigen Stall-Punkt. Man wähnt sich fast auf einem fliegenden Teppich, der kaum Zug im Kite oder Geschwindigkeit braucht, um geradeaus zu schweben. Standgas-Foilen par excellence – da kommt allenfalls noch das große Naish-Foil mit. Gleichzeitig scheut das Liquid Force den oberen Geschwindigkeitsbereich keineswegs. Man darf gerne beherzt aufs Gas treten. Das Board beschleunigt schnell und lange, sodass man einen ansehnlichen Top-Speed erzielt. So breitbandig ist sonst nur das Duotone, das zwar etwas später losgeht, aber nach oben noch ein paar Reserven mehr hat. Vorbildlich fallen die Kontrollierbarkeit und die Fahrstabilität des Liquid Force aus. Der Flügel liegt so satt im Wasser, dass man auf dem kurzen Deck gefühlt herumtrampeln kann wie ein Elefant, ohne es aus dem Gleichgewicht zu bringen. Das Foil reagiert nicht nervös, ist aber auch nicht zu träge für sportlichere Ansprüche. Gleichzeitig bietet es eine gute Mischung aus gutem Geradeauslauf und Wendigkeit. Bei Touchdowns ist die Kombination aus dem langen Mast und kurzem Board weniger fehlerverzeihend. Das Board taucht zwar sanft ein, aber nicht so schnell wieder auf wie die längeren und voluminöseren Shapes dieser Gruppe. In Manövern beweist das Liquid Force enorme Variabilität: Egal ob enge oder weite Radien in der Halse bevorzugt werden, es reagiert genau so, wie es soll, und lässt sich präzise steuern. „Hammergeil!“, lobte ein Tester das Verhalten bei Halsen, Wenden und Fußwechseln. Das Glider gleitet wie von selbst ohne Kite-Zug durch die Kurve und hält die Geschwindigkeit überragend. Da es sich so unglaublich langsam foilen lässt und viel Druck auf dem vorderen Fuß verträgt, gelingen durchgefoilte Tacks damit deutlich einfacher als mit den meisten Konkurrenten. Bestnote!

Fazit:

Das Glider Foil ist ein echtes Gleitwunder. Es benötigt kaum Geschwindigkeit, um abzuheben, produziert üppigen Lift und läuft enorm stabil. Wer den Wasserstart mit dem kleinen Board einmal gemeistert hat, freut sich über den fliegenden Teppich mit eingebautem Autopilot.

TECHNISCHE DATEN:

Board-Länge: 126 cm        

Board-Breite: 50,5 cm

Board-Volumen: 16,4 l.        

Wing-Fläche: 1.250 cm2

Stabilizer-Fläche: k.A.  

Mast-Länge: 91 cm

Preis:

Board: 749 Euro

Foil-Set: 1.399 Euro

Gut / Weniger Gut

  • Foilt auch bei niedrigem Tempo sehr stabil
  • sehr hohe Fahr- und Manöverstabilität
  • kurzes Board erfordert beim Wasserstart mehr Fahrtechnik

Weitere Folis im Test:

F-One IC6, Naish Jet 1250, Cabrina Hi:Rise, Duotone Spirit Carve, Moses Onda Kite 91, Naish Jet 1250, RRD Dophin Y25, Slingshot Space Skate

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