Sind Hartschalen-Trapeze nun besser als normale Trapeze oder nur ein temporärer Marketing-Hype? Wie haben drei Modelle verglichen: das Prime von Ride Engine, das Majestic X von Mystic und das Apex Curv 13 Select von ION.
Hartschalen-Trapeze polarisieren – nicht zuletzt aufgrund ihrer meist saftigen Preise. Die Verfechter solcher Trapeze argumentieren, sie seien bequemer und gesünder für den Rücken, weil sie den Zug gleichmäßig über eine größere Fläche verteilen und der Rücken damit weniger punktuellen Belastungen ausgesetzt wird. Gerade bei überpowerten Bedingungen soll die Muskulatur dadurch geschont werden. Kritiker halten dagegen: Jeder Rücken ist anders geformt und ein bocksteifes Trapez ohne Flex kann sich der Körperform nicht so gut anpassen wie ein flexibles. Im Ernstfall könnte es sogar dem Rücken schaden, da es weniger Bewegungsfreiheit zulässt und bei unglücklichen Stürzen auf die Wirbelsäule drücken kann. Wie immer gibt es Vor- und Nachteile, die man gegeneinander abwägen muss, wenn man die Anschaffung eines Hardshell-Trapezes in Betracht zieht. Einige Eckpunkte sollte man auf jeden Fall beachten, damit solch ein Hightech-Hüftpanzer passt und richtig funktioniert.
Passform
Wenn ein Hardshell nicht gut sitzt, bekommt man das auf dem Wasser schnell zu spüren. Die Passform wird von verschiedenen Faktoren bestimmt und sollte möglichst der eigenen Körperform entsprechen. Die vertikale konkave Wölbung ist bei den Herstellern unterschiedlich stark ausgeprägt. Das Ride Engine ist horizontal am stärksten gewölbt. Die Form erkennt man deutlich von außen an der Schale. Im mittleren Bereich, der genau über der Wirbelsäule liegt, verläuft eine zusätzliche vertikale Wölbung nach innen, bei der auch die Polsterung auf der Innenseite spürbar härter als in den Außenbereichen gestaltet wurde. Das wirkt wie ein Kanal, in dem die Wirbelsäule mit ihren darüber liegenden Muskeln Platz findet. Die Rückenplatte des Ride Engine ist im Vergleich zum ION und Mystic in der Höhe am kürzesten. Die Schale reicht durchgängig bis in den Hüftbereich und endet unter den Schnallen. Etwas weniger vorgewölbt ist das Mystic Majestic X. Auch hier ist eine deutliche Konkave der äußeren Schale erkennbar, wobei diese Wölbung geringer ausfällt als beim Ride Engine. Der Wirbelsäulenbereich ist auf der Innenseite mit einer speziellen Polsterung verstärkt, aber nicht so konturiert wie beim Ride Engine. Die Schale reicht ähnlich weit bis in den Hüftbereich und endet kurz vor den Schnallen, sodass sich ein etwas größerer flexibler Bereich der Frontpartie ergibt. Die größte Rückenschale besitzt das Ion Apex Curv 13 Select. Die Outline der Rückenpartie verläuft deutlich höher als bei den anderen beiden Modellen. Das schafft eine noch größere Auflagefläche, doch gleichzeitig kann es, insbesondere wenn es etwas nach oben verrutscht, mit der oberen Kante die Schulterblätter berühren. Die Schale weist außen nur eine minimale Konkave auf. Über das Futter und die Polsterung wird eine Wölbung auf der Innenseite erzeugt. Auch beim ION reicht die Schale in der Breite bis zur Mitte der Hüfte, wobei der Übergang zum vorderen, flexiblen Teil harmonischer verläuft.
Die perfekte Universal-Passform gibt es nicht. Das Trapez muss angenehm zu tragen sein. Um herauszufinden, ob ein stark gewölbtes Trapez oder eines mit größerer oder kleinerer Rückenpartie besser passt, sollte man die Trapeze vor dem Kauf unbedingt anprobieren. Die Chance, bei einem Blindkauf danebenzugreifen, ist hoch. Ein gutes Trapez liegt überall gleichmäßig eng an, darf im geschlossenen Zustand mit festgezurrten Straps nicht drücken oder verrutschen und muss ausreichend Bewegungsspielraum in alle Richtungen erlauben. Kann man sich nicht mehr bücken oder den Oberkörper verdrehen, ohne dass es sperrt oder zwickt, passen entweder die Größe oder die komplette Form des Trapezkörpers nicht.
Material / Flex
Deutliche Unterschiede lassen sich auch beim Flex ausmachen. Der laminierte TPU-Kompositkunststoff der Ride-Engine-Schale erzeugt in Kombination mit Polsterung und Futter das steifste dieser drei Trapeze. Etwas mehr Flex, sowohl horizontal als auch vertikal und in Bezug auf die Torsionssteifigkeit, bietet das Mystic Majestic X mit seiner Schale aus Carbon-Komposit. Am flexibelsten ist das ION Apex Curv 13 Select. ION hat mit dem Launch seiner neuen Hardshell-Technologie einen Flex-Index eingeführt, der Auskunft über den Härtegrad der Trapezschale geben soll. So sind bei ION verschiedene Schalenformen in mehreren Härtegraden erhältlich. Je höher die Zahl, desto steifer ist das Trapez. Mit Härtegrad 13 liegt das Apex Curv im mittelharten Bereich. Die Schale wird aus IONs neuem Curv-Material gefertigt: ein leichter und robuster Werkstoff, der unter anderem auch bei Hartschalen-Koffern zum Einsatz kommt. Ebenfalls bieten Ride Engine und Mystic ihre Trapeze in unterschiedlichen Bauweisen und Härtegraden an. Ride Engines Elite aus Carbon ist härter als das Prime, das normale Majestic von Mystic etwas weicher als die X-Version.
Gewicht
Zwar hat Ride Engine mit Größe L das kleinste Trapez geschickt, gleichzeitig ist es jedoch inklusive der schmalen Hakenplatte mit 2.100 Gramm noch 100 Gramm schwerer als das Apex Curv (2.000 g) in Größe XL mit der C_Bar 3.0. ION bewirbt das Apex Curv 13 Select so: „bei Weitem das leichteste und robusteste Hartschalen-Trapez auf dem Markt“. Auf welche Größe und welche Hakenplatte sich das bezieht, bleibt allerdings offen. XL kann es nicht sein, denn das Majestic X (1.910 g) bringt noch einmal 90 Gramm weniger auf die Waage. Ob man den kleinen Gewichtsunterschied beim Tragen spürt, darf man jedoch infrage stellen.
Ausstattung und Verschluss
Bei der Ausstattung spart keiner der drei Hersteller. Alle drei Trapeze wirken hochwertig und sorgfältig verarbeitet und sind sehr gut über die gesamte Innenfläche gepolstert. Der Tragekomfort, sofern das Trapez zur Körperform passt, ist bei allen Trapezen hoch. Spannend ist zu beobachten, wie die Hersteller sich durch unterschiedliche Hakenplatten voneinander absetzen. IONs multifunktionale C_Bar 3.0 ist sowohl mit einem klassischen Haken als auch mit einem Rope-Slider aus Dyneema ausgestattet. Man kann den Haken abnehmen und es mit wenigen Handgriffen in ein voll funktionsfähiges Slider-Trapez verwandeln. Dazu hat ION für die C_Bar 3.0 eine besondere Schnalle entwickelt. Sie ermöglicht, dass man die Straps nur einmal richtig einstellen muss, die Schnalle dann – ähnlich wie bei einer Skischuhschnalle – in die Hakenplatte einhängt und durch das Zuklappen spannt. Das funktioniert verlässlich mit überschaubarem Kraftaufwand und eliminiert tatsächlich das nervige Gezerre an den Straps. Ein ähnliches System hat auch Mystic mit der Clickerbar 4.0 im Angebot. Allerdings ist die Schnalle fest an der Hakenplatte montiert und wird zum Schließen durch eine Metallöse geführt. Dadurch entstehen hier größere Hebelkräfte als beim ION. Außerdem ist der Verschluss etwas schwergängiger, wenn Sand darin pappt, sodass man beim Öffnen nach der Session hin und wieder mehr Kraft aufbringen muss. Die Hakenplatte bei Ride Engine wird weiterhin nach dem Motto „Keep it simple“ verriegelt. Der gebogene Metallhaken wird von innen durch die Metallöse gesteckt, das hält ohne zusätzliche Schnalle sicher von allein. Nur wenn die Straps zu eng sitzen, ist das Schließen etwas fummelig, wenn man den Haken nicht gerade durch die Metallöse führt.