Ein Board, zwei Einsatzbereiche: Cabrinha bietet mit dem X:Breed Foil ein Directional mit Foil-Aufnahme, das beide Welten miteinander verbinden soll. Wie schlägt es sich gegen die Foil-Puristenbretter?

Das Hi:Rise von Cabrinha im Test
Foto: Hans-Martin Kudlinski

Cabrinha schickt als einziger Hersteller mit seinem X:Breed Foil ein Surfboard ins Rennen, das sowohl mit Finnen als Wellenreiter als auch als Foil-Board genutzt werden kann. Für Kunden, die beide Einsatzbereiche mit nur einem Board abdecken wollen, könnte das eine clevere Lösung sein. Das Board weist einen klassischen Cut-off-Nose-Shape mit einer gestreckten Outline auf, sodass es mit Finnen gefahren besonders in kleinen und mittleren Wellen eingesetzt werden kann. Wir haben das Board ausschließlich im Foil-Set-up mit dem Hi:Rise-Lift-Foil-Set getestet. Cabrinha setzt beim Front-Wing auf eine dreilagige Konstruktion aus Basaltfasern, die einen Pauwlonien-Holzkern ummanteln. Der Stabilizer wird in Komposit­bauweise gefertigt. Neu ist auch die leichtere und hydrodynamisch optimierte Fuselage aus anodisiertem Aluminium. Die Mastaufnahme ist sowohl in einem Schienensystem im Board als auch mit klassischer Vier-Punkt-Auf­nahme verwendbar. Zudem wurden die Inserts verstärkt und der Mast abgedichtet, sodass kein Wasser eindringen kann, was die Schwimmfähigkeit verbessert und das Gewicht reduziert. Der Flügel ist mit einem mittleren Aspect Ratio gestreckt. Werkzeug, Montagepaste und Schutzhüllen für das Foil sind im Lieferumfang enthalten.

Das Hi:Rise von Cabrinha im Test

Wasserstart

Das Board ist zwar lang, aber relativ schmal konstruiert, sodass das Handling auch im tiefen Wasser problemlos funktioniert. Jedoch ist das Cabrinha als einziges Board nur mit Schlaufen-Inserts in der Mitte ausgestattet, während die meisten anderen Bretter Optionen für eine zentrierte oder v-förmige Standposition bieten. Steckt der Fuß in der Schlaufe, lässt sich das Board dank Auftriebshilfe des Masts leicht aufkanten. Das Aufstehen erfolgt wie bei einem herkömmlichen Surfboard. Sein hohes Volumen und die lange Nase verschaffen dem X:Breed genug Auftrieb, sodass man auch gerne viel Gewicht auf den vorderen Fuß legen kann, ohne dass die Nose in Richtung Meeresgrund abtauchen würde. Das ist fehlerverzeihender als bei den deutlich kürzeren Puristen-Foil-Boards. Ebenfalls hilft das gut gleitende Un­ter­wasserschiff des Directional, in kontrollierter Verdrängerfahrt Geschwindigkeit aufzubauen. Hält man das Gewicht leicht vorne, lässt sich das Foil ohne nennenswerten Kraftaufwand nach unten drücken und das Board an der Wasseroberfläche halten, bis man sich entschließt, in den Foil-Modus zu wechseln. Einsteiger empfinden den etwas später und sehr moderat einsetzenden Lift als angenehm. Andere Foils drücken mit weniger Geschwindigkeit bereits vehementer nach oben, was wiederum für den unte­ren Leichtwindbereich ein paar Vorteile bringt. Das Cabrinha kommt zwar etwas später, überfordert dafür aber nicht. Über die Montageposition lässt sich das Board noch ein wenig trimmen. Je weiter vorn der Mast in der Schiene platziert wird, desto sensibler reagiert das Board auf Druck auf den hinteren Fuß und kommt somit etwas früher ins Fliegen. Jedoch zeigt dann auch die Nose etwas mehr nach oben während der Fahrt.

Fahrverhalten

Nach dem moderat einsetzenden Lift läuft das Hi:Rise Foil angenehm ruhig und stabil. Weder unkontrollierte Nick- noch Rollbewegungen muss der Pilot fürchten, sofern er keine arg ungeschickten Belastungsfehler macht. Allerdings verlangt das Board durch die schmale Mittelbreite eine etwas genauere Standposition. Das gan­ze System fühlt sich gut kontrollierbar an und läuft dazu sehr gut geradeaus. Nur wirkt die Steuerung beim Cabrinha etwas gedämpft und nicht so direkt im Vergleich zur sportli­cheren Konkurrenz, was am deutlich grö­ße­ren Board liegen dürfte. Touchdowns fängt die lange Nose dafür sehr gnädig ab. Das Board verschneidet nicht und der Pilot kann in der Regel direkt wieder anfoilen. Der Flügel weist einen hohen Toleranzbereich für Strömungsabrisse auf und man spürt gut, wann der Anstellwinkel zu steil oder das Tempo zu niedrig wird. Die extremen Frühgleiter von Naish, Liquid Force oder Slingshot sind hier noch etwas gutmütiger und lassen sich noch langsamer foilen, ohne die Nose zu sehr anzuziehen. Tritt man mit dem Hi:Rise aufs Gaspedal, lassen sich mittelhohe Geschwindigkeiten erreichen. Es beschleunigt ordentlich, kommt aber nicht ganz so spritzig und schnell daher wie der deutlich kleinere RRD-Flügel oder der Duotone. Der nutzbare Geschwindigkeitsbereich ist daher etwas kleiner als beim Durchschnitt. Zwar lässt sich das Cabrinha präzise und kontrolliert manövrieren, doch die Umsetzung von Steuerimpulsen kommt einen Wimpernschlag verzögert. Auch das dürfte mit einem kleineren Board direkter ausfallen. Deutliche Lenkbefehle bevorzugt das X:Breed. Halsen, Wenden und Fußwechsel gelingen mit dem Set relativ einfach. Der Stall-Punkt ist niedrig genug, um behutsam in den Richtungswechsel zu fahren, doch sollte man auf ausreichend Leinenspannung achten, denn es hält den Speed ohne Zug im Kite nicht so lange wie Moses, Naish, Liquid Force oder das Sling­shot. Zudem dreht es ohne energischere Gewichtsverlagerung eher größere Radien, was Einsteiger wiede­rum bevorzugen. Beim Fußwechsel muss man aufgrund der einzelnen Schlaufe vorn und des schmalen Decks präziser agieren als bei den meisten anderen

Fazit

Das Set aus Hi:Rise Lift und X:Breed Foil ist ein solider Mix aus Directional für die Welle und Foil-Set-up. Wer nur ein Board für beide Einsatzbereiche kaufen will, bekommt ein ausgewogenes Gesamtpaket, muss dafür aber kleine Abstriche bei der Agilität und das weniger sportliche Fahrverhalten einplanen. Mit einem kleineren Board dürfte der Flügel Reaktivität dazugewinnen.

Testnoten für das Hi:Rise von Cabrinha

TECHNISCHE DATEN:

Board-Länge: 160 cm        

Board-Breite: 47 cm

Board-Volumen: 21,6 l       

Wing-Fläche: 900 cm2

Stabilizer-Fläche: k.A.  

Mast-Länge: 85 cm

Das Hi:Rise von Cabrinha im Test
Das Hi:Rise von Cabrinha im Test
Das Hi:Rise von Cabrinha im Test

Preis:

Board: 1.099 Euro

Foil-Set: 769 Euro

Gut / Weniger Gut

  • Board als Foil- und als Waveboard nutzbar
  • einfacher Wasserstart, hohes Volumen
  • vorn nur eine Schlaufe möglich, erfordert mehr Präzision bei Stand und Fußwechseln

Weitere Folis im Test:

F-One IC6, Naish Jet 1250, Duotone Spirit Carve, Moses Onda Kite 91, Naish Jet 1250, RRD Dophin Y25, Liquid Force Glider, Slingshot Space Skate

Den kompletten Foil-Test mit allen Produkten aus unserer Ausgabe 5/19 könnt ihr ganz bequem im E-Paper oder in unserer App lesen:

https://kitemagazin.app.link/read 

[wp_bannerize group=“content“ random=“100″ limit=“1″]