Spätestens seit Airton Cozzolinos Auftritt beim King of the Air 2020 ist klar: Strapless zu springen sieht einfach verdammt cool aus. Das Problem dabei: Mit einem Directional ohne Schlaufen funktioniert der Absprung anders als auf einem Twintip mit eingestrapsten Füßen. Hat man die Basics einmal verstanden, steht die Tür in die Welt des Strapless Freestyle offen. Der KITE Magazin Strapless-Experte Axel Reese hat mit den Profis Airton Cozzolino und James Carew in Brasilien die Basics eines gelungenen Strapless Air herausgearbeitet.
Strapless-Basissprung: Der "Surfboard Ollie"
Um zu verstehen, wie ein Strapless Air funktioniert, schaut man sich am besten zuerst die Sprungtechnik für einen Ollie bei den Skateboardern ab. So hat auch Strapless-Profi Airton seine Technik verfeinert. „Unzählige Tage bin ich selbst heute noch auf dem Skateboard unterwegs. Die Tricks, die ich auf der Straße gelernt habe, verleihen mir neue Fähigkeiten, die ich auf dem Directional im Wasser nutzen kann. Skaten ist ein super Training für windlose Tage, um mit Freunden Spaß zu haben, aber auch, um neue Tricks zu lernen“, erzählt Airton begeistert. Auf dem Skateboard kann man den Bewegungsablauf für einen Ollie, also das Äquivalent zum Strapless-Basissprung, sogar effizienter als auf dem Wasser trainieren. Der Kick-up funktioniert auf beiden Boards ähnlich.
1. Der vordere Fuß steht zwischen der Boardmitte und der Vorderachse, der hintere auf der Mitte des Tails.
2.-4. Um den Sprung einzuleiten, geht man tief in die Knie und drückt mit dem hinteren Fuß in einem schnellen, kräftigen Impuls aufs Tail. Im gleichen Moment wird das vordere Bein ruckartig nach oben gezogen und dadurch die Nose des Boards entlastet. Die Nose schnalzt durch den Tritt aufs Tail nach oben.
5. Sobald sie in der Luft ist, wird das Board mithilfe des vorderen Beins über die komplette Länge in die Luft befördert.
6. Der vordere Fuß wird dazu leicht nach innen abgewinkelt. Die Außenseite des Fußes rutscht in einer schnellen Bewegung von der Boardmittein Richtung Nose, ohne den Kontakt zum Board zu verlieren. Wichtig: Der Bewegungsablauf sollte möglichst flüssig erfolgen. Dadurch fällt es leichter, das Board an den Füßen zu behalten.
7.-9. Am höchsten Punkt des Sprungs bereitet man sich auf die Landung vor. Direkt nach dem Aufsetzen wird die Aufprallenergie ab ge federt, indem man aktiv in die Knie geht. Eine kompakte Körperhaltung hilft, um die Balance nicht zu verlieren.
Strapless Air
Nun geht es darum, die Technik vom Skate- aufs Directional-Board zu übertragen. James Carew macht vor, wie es funktioniert: Der Trick wird mit dem Kite circa in der 10:30-Uhr-Position angefahren. Anders als beim Springen mit Straps wird der Kite beim Absprung dort stehen gelassen und nicht wesentlich in Richtung Zenit zurückgelenkt. Würde man es trotzdem tun, würde der Kite zu viel Lift erzeugen und den Kiter noch vor dem Absprung vom Board ziehen. Eine höhere Anfahrtsgeschwindigkeit hilft, um den Kite beim Absprung nicht zu sehr auszubremsen.
1. Um den Sprung einzuleiten, stellt James das Board für einen kurzen Moment fast plan und fällt auf Raumschotkurs ein paar Meter ab.
2. Danach wird das Board impulsiv und kräftig angekantet.
3. Der grundlegende Unterschied zu einem Chop Hop mit einem Twintip liegt darin, dass das Board nicht so heftig in Luvrichtung gecarvt wird, um Leinenspannung aufzubauen. Durch den Druck aufs Tail erzeugen die Finnen Widerstand, damit das Tail nicht nach Lee wegschmiert. Im gleichen Moment lenkt man den Kite minimal höher, von 10:30 auf 11 Uhr, aber nicht mehr. Die Bar wird leicht depowert.
4. Sofort nach dem Aufkanten ruft man sich die Sprungeinleitung eines Skate-Ollie ins Gedächtnis. Mit einem harten Tritt aufs Tail drückt James die Nose aus dem Wasser, während das Board immer noch leicht aufgekantet ist. Hier liegt der kleine Unterschied zum Skate-Ollie, bei dem das Board beim Absprung plan auf dem Asphalt aufliegt. Dieser Pop erzeugt die Energie für den Absprung.
5. Gleichzeitig wird das vordere Bein aktiv und impulsiv angewinkelt und der Fuß nach oben gezogen, um das Board vorne zu entlasten.
6. Jetzt wird die Bar wieder gepowert, um höheren Zug vom Kite abzurufen. So lässt sich der Absprungimpuls über das Board mithilfe des Kites in Höhe umwandeln.
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7. Der Knackpunkt liegt nun darin,das Board in der Luft unter den Füßen zu behalten und den Kontakt zum Board nicht zu verlieren. Dafür nutzt James die große Fläche der Unterseite des Boards. Wie eine Tragfläche erzeugt das Board Auftrieb, wenn es mit
der Nose nach oben von den Füßen in Fahrtrichtung gedrückt wird.
8. Der Fahrtwind presst das Board von unten gegen die Füße. Als guter Richtwert für den richtigen „Anstellwinkel“
des Boards gilt: Die Nose sollte circa 45 Grad nach oben gerichtet sein.
9. James achtet darauf, das Board möglichst zentral unter dem Körper zu positionieren und es nicht über die Boardlängsachse wegkippen zu lassen. Während des Sprungs bleibt der Kite in der 11-Uhr-Position stehen.
10. Die Landung erfolgt auf Raumschotkurs. Dabei wird die Nose mit dem vorderen Fuß leicht nach unten gedrückt, um das Board für die Landung auszurichten. Zuerst setzt das Tail auf, dann die Nose.
11. James geht tief in die Knie, um die Energie bei der Landung abfedern zu können.
12. Da er den Kite über die gesamte Zeit in derselben Position gehalten hat, ist keine Korrektur über die Bar nötig und er kann seine Fahrt direkt nach der Landung fortsetzen, indem er die Bar wieder anpowert.
Hoher Strapless Air
Die ersten Strapless Airs werden nicht viel mehr als kleine Hüpfer sein, bei denen das Board die Wasseroberfläche nur kurz verlässt. Das ist normal. Es geht darum, den Bewegungsablauf für den Absprung zu verinnerlichen, sich an das Gefühl in der Luft zu gewöhnen und zu lernen, wie man in der Luft ohne Schlaufen das Board kontrolliert. Sobald das sitzt, kann man daran arbeiten, den Sprung mit mehr Höhe auszuführen. Der Unterschied zum kleinen Strapless Air liegt in der Position und Bewegung des Kites. Die Einleitung läuft ähnlich ab wie beim kleinen Strapless Air:
1. James fährt mit hoher Anfahrtsgeschwindigkeit an, stellt das Board kurz plan und fällt leicht ab. Wie beim Twintip-Basissprung führt eine höhere Absprunggeschwindigkeit zu mehr Sprunghöhe. Der Kite steht wieder auf der 10:30-Uhr-Position.
2.-3. James kantet das Board kurz und aggressiv an, depowert die Bar und tritt aufs Tail, um mit dem Pop das Board von der Wasseroberfläche zu lösen. Dieses Mal wird der Kite anstatt auf 11 Uhr noch ein wenig höher auf die 11:30-Uhr-Position gelenkt, aber keinesfalls bis in den Zenit. Wichtig ist, dass der Kite immer noch leicht in Fahrtrichtung gestellt geflogen wird. Ein paar Grad mehr oder weniger machen hierbei einen großen Unterschied aus. Man sollte sich ganz vorsichtig herantasten und den Kite nur mit einem leichten Impuls nach oben lenken, um nicht zu überziehen.
4.-5. Wieder zieht James sofort das vordere Bein an. Durch die höhere Anfahrtsgeschwindigkeit erfordert der Absprung eine dynamischere und schnellere Bewegung, sonst verpufft die Absprungenergie. Sobald sich das Board von der Wasseroberfläche löst, zieht James die Bar an, um die Aufwärtsbewegung mit dem Lift des Kites zu unterstützen.
6. Da James nun höher als beim ersten Sprung fliegt, zieht er die Beine stärker an, um bessere Kontrolle über das Board zu behalten. Die Nose zeigt stärker nach oben, damit das Board in der steileren Flugkurve mehr Auftrieb erzeugen kann. Wieder drückt James die Unterseite in Flugrichtung, damit der Fahrtwind das Board gegen seine Füße presst.
7. Am höchsten Punkt streckt er das vordere Bein, um den Anstellwinkel des Boards flacher zu stellen und so auf die nun abfallende Flugkurve anzupassen. Zeigte die Nose weiter steil nach oben zeigen, würde das Board einen Backstall produzieren und mit dem Tail voraus vom Himmel fallen.
8. Im Sinkflug richtet James das Board mit den Füßen leicht auf Raumwindkurs aus und fixiert mit den Augen den Landepunkt.
9. Der Kite wird dabei wieder etwas nach unten auf die 11-Uhr Position gelenkt. Das verschafft James ein wenig Vortrieb. Die höhere Fluggeschwindigkeit lässt ihn das Board unter den Füßen besser kontrollieren.
10. Kurz vor der Landung streckt James die Beine, um das Board mit dem Tail zuerst aktiv auf das Wasser zu drücken.
11.-12. Gleich nach dem Touchdown federt er die Energie wieder ab, indem er tief in die Knie geht und aus dem Trick herausfährt.
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