North tritt mit dem Carve zur Wave-Premiere an. Der Kite schickt sich an, dank seiner guten Dreheigenschaften auf Anhieb in der Spitzengruppe zu landen. Doch ganz ohne Makel kommt auch er nicht aus.
Über Newcomer freut sich unser Testteam immer besonders. Entsprechend gespannt waren wir auf den Carve von North Kiteboarding. Er ist das Erstlingswerk von Kite-Designer Pat Goodman, seitdem die Marke vom neuen Team der North Actionsports Group geführt wird. Bei der Konstruktion des Wave-Kites setzt North auf Stabilität. Die Fronttube weist einen großen Durchmesser auf und die Kappe wird durch einen ausgeprägten Dacron-Rahmen umschlossen. Auf Einstelloptionen an der Bridle verzichtet North. Wer ihn feintunen möchte, findet an den Tips drei Anknüpfoptionen. Der Shape ist relativ rund mit geringer Streckung und auffällig viel Sweep gestaltet. Dazu kommen ein flaches Profil und relativ viel Fläche im Center-Bereich. Diese Form schreit geradezu nach Wave-Performance. Ein Lob hat sich North für die Navigator Bar verdient. Besonders das Quick Release, das sich einhändig mit nur einem Klick wie ein Anschnallgurt im Auto nach dem Auslösen wieder zusammenbauen lässt, ist aktuell eines der innovativsten auf dem Markt. Außerdem lässt sich der Chicken Loop werkzeugfrei ausbauen und tauschen, um auf eine andere Loop-Größe oder einen Slider-Loop zu wechseln. Insgesamt wirkt die ergonomische Bar sehr durchdacht und liegt dazu auch noch gut in der Hand.
Flugstabilität:
Der Carve steht nahezu makellos in der Luft. Keine Dellen, kein Jellyfishen und kein nervtötendes Geflatter der Abrisskante – so soll das sein. Insgesamt wirkt die Kappe recht steif. Das dürfte an dem recht dicken Rahmen und der hohen Tuchspannung liegen. Frontstalls konnten wir ihm nicht nachweisen. Backstalls produziert er nur selten bei angepowerter Bar, wenn er bei wenig Wind zu tief ins Windfenster gesetzt und dadurch der Anstellwinkel zu steil wird.
Bar-Gefühl:
Der Carve fühlt sich auf der Bar fluffig leicht an. Seine Halte- und Lenkkräfte liegen im geringen bis mittleren Bereich. Die Abstimmung ist etwas softer als bei den ultradirekten Core oder Airush gewählt. Trotzdem bietet der North viel Rückmeldung und einen klar definierten Sweet Spot auf dem Depower-Tampen. Man sollte den Carve nicht zu grobmotorisch fliegen und etwas Feingefühl walten lassen. Überzieht man die Bar, bremst man den Kite leicht aus. Was für ungeübte Fahrer ein Nachteil sein kann, dürfen sich Könner in der Welle zunutze machen. Denn durch das bewusste Ausbremsen lässt er sich gerade in Onshore-Bedingungen perfekt positionieren. Das hat schon fast Ähnlichkeit zu Matten, wobei die Charakteristik natürlich eine andere ist.
Flug- und Drehverhalten:
In der Luft schlägt der Carve ein moderates Tempo an. Nicht zu schnell und nicht zu langsam positioniert er sich bei der Fluggeschwindigkeit unauffällig im Mittelfeld. Für radikale Richtungsänderungen kann man sein enges Drehverhalten wunderbar ausnutzen. Wer will, kann ihn über die Bar bremsen, durch leichtes Tellern nahezu auf der Stelle ohne Zug drehen und danach durch Vorschieben der Bar wieder vorwärtsschießen lassen. Diese Skills sollte man bewusst abrufen können und man benötigt sie nicht immer, doch sie in der Hinterhand zu haben ist überaus praktisch. Ansonsten lässt sich der Carve mit leichteren Lenkimpulsen auch in größeren, gleichmäßig runden Radien drehen. Insgesamt punktet er durch seine Variabilität und sein direktes Ansprechen auf Steuerimpulse.
Flugleistung:
Auch der Carve bietet einen großen Windbereich. Zwar ist er kein Low-End-Monstrum und der Grundzug fällt wave-typisch überschaubar aus, dafür lässt er sich im High End lange mühelos im Grenzbereich bewegen. Die Depower ist zwar nicht die höchste im Vergleich zum Neo oder Drifter, doch sie arbeitet effizient, bietet ein ausgeprägtes Sheet-and-go-Feeling und der Kite lässt sich mit gezogenem Adjuster und vorgeschobener Bar im normalen Windbereich nahezu ausschalten. Das Power-Depower-Verhalten lässt sich so einfach wie Gas und Bremse im Auto nutzen. Nur überziehen sollte man ihn nicht, sonst drohen Zündaussetzer. Trotz seines tieferen Stands im Windfenster läuft der Carve mühelos Höhe.
Wave-Performance:
Bei Sideshore-Bedingungen kann er sein gutes Drehverhalten ausspielen. Der Kite lässt sich mitgelenkt perfekt dosieren und rupft den Piloten auch bei sehr schnellen Turns nicht durch unvorhersehbare Kraftspitzen vom Board. Durch die weichere Abstimmung bietet er gerade in böigen Bedingungen erhöhten Komfort. Außerdem verlangt er keinen Profi an der Bar und gibt sich bei der Positionierung angenehm fehlerverzeihend. Gestellt bei Side- bis Side-on-Bedingungen überzeugt er durch seinen guten Drift. Slash und Section schweben zwar noch etwas länger ohne Korrekturen mit, doch braucht sich der Carve nicht zu verstecken. Man muss nur bei stärkeren Onshore-Bedingungen aufpassen, nicht zu sehr auf den Kite zuzufahren. Wird er richtig positioniert, liefert er satten Drift. Zu weit am Windfensterrand gestellt oder mit zu geringer Leinenspannung nimmt die Ansprechbarkeit aus dem Drift heraus dagegen spürbar ab. Dann braucht er einen kurzen Turn und ein Recovery-S in der Luft, damit sich der Kite wieder fängt.
Fazit:
Gelungener Einstand! Mit dem Carve liefert North einen ausgewachsenen Wave-Kite, mit dem Aufsteiger mühelos zurechtkommen und dem Profis echte Kunststücke in der Luft entlocken können. Side-off- über Side- und leichte Side-onshore-Bedingungen meistert er spielend einfach. Wird es stark onshore, braucht er etwas mehr Technik. Das Quick Release ist eine Ansage.
[wp_bannerize group=“content“ random=“100″ limit=“1″]
Grössen / Preise (Kite only)
3,0 qm: 959 EUR
4,0 qm: 1.029 EUR
5,0 qm: 1.099 EUR
6,0 qm: 1.169 EUR*
7,0 qm: 1.239 EUR*
8,0 qm: 1.309 EUR
9,0 qm: 1.379 EUR*
10,0 qm: 1.449 EUR
11,0 qm: 1.529 EUR
12,0 qm: 1.599 EUR
13,0 qm: 1.649 EUR
*getestete Größe
Bar / Preise
Navigator Bar (45-50*, 50-55cm): 499 EUR*
*getestete Größe
Gut / Weniger Gut
- hervorragende Dreheigenschaften
- gute Dosierbarkeit der Kraftentfaltung
- erfodert bei starken Onshore-Bedingungen etwas mehr Fahrtechnik
Flugeigenschaften
Der Carve im Wave-Test
Weitere Kites im Test: Airush Wave V9, Nuotone Neo, Core Section 3, F-One Bandit S, RRD Religion Y25, Cabrinha Drifter, Naish Slash, Slingshot SST V5
Jetzt den kompletten Test in Ausgabe 01/20 im E-Paper oder in der App hier lesen!
Hersteller-Video zum Produkt
[wp_bannerize group=“content“ random=“100″ limit=“1″]
Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren
Test: Cabrinha Drifter 2024
Sport trifft auf KomfortLeichter konstruiert und im Handling verfeinert präsentiert sich der 2024er-Drifter. Mit…
Test: Cabrinha Moto X
Locker-leichtes MultitalentMit dem Moto X hat Cabrinha weit mehr als ein behutsames Re-Design des…
Test: Cabrinha Drifter :03
Frischzellenkur für den KlassikerBeim Drifter ist seit jeher der Name Programm: Wegen seiner überzeugenden…
Test: Cabrinha FX2
GUT GEREIFTLange hatte Cabrinha beim FX wenig verändert – bis Anfang 2022 der FX2…
Leistung mit Leichtigkeit – Test: Duotone Neo SLS 2022
Der Neo SLS wusste schon in seiner ersten Version zu begeistern. Die 2022er-Neuauflage kommt mit…
Flautenkiller: Duotone Juice D-Lab Test
Der Preis ist eine Ansage, das Versprechen von Duotone ebenfalls: Mit dem neuen Juice D-Lab…