Für die Entwicklung des neuen Reach hat North – im positiven Sinne – seine bestehenden Kites in einen Topf geworfen und daraus einen hochpotenten Allround-Mix angerührt. Doch hat nicht jede Eier legende Wollmilchsau irgendwo auch ihre Tücken?
Pat Goodman ist ein alter Hase und hat schon vor seinem Wechsel zu North diverse Cashcow-Kites entwickelt. Man könnte sagen: Pat weiß, wie er einen Kite bauen muss, damit er sich gut verkauft. Und doch will Pat beim brandneuen Reach das Pferd von hinten aufgezäumt und den Kite gebaut haben, den vor allem er selbst gerne fliegt. Da Pat in jeder Disziplin etwas mitmischt, ist natürlich ein Allrounder herausgekommen. Welle, Freeride, Big Air, Loops, Freestyle, Foil – alles soll er solide draufhaben. Als Plattform dient eine Drei-Struts-Konstruktion, die laut North eine Mixtur aus den bestehenden Shapes von Orbit, Pulse und Carve abbilden soll. Wenn wir nach der größten Ähnlichkeit suchen müssten, würden wir den Reach wohl am nächsten am Carve verorten, doch die Kappe stellt tatsächlich ein eigenständiges Hybrid-Design dar. Die Größen 13 und 15 sollen etwas stärker in Richtung Leichtwind-Performance und Low-End-Power getrimmt sein als die kleineren. Die Konstruktion ist clean gehalten und frei von unnötigem Schnickschnack. Leichte Verstärkungen an den Scheuerstellen, ordentliche Nähte, zwei Anknüpfoptionen an den Tips, um die Bar-Kräfte und die Reaktivität einzustellen, und eine einfache Vier-Punkt-Bridle ohne Umlenkrollen folgen der einfachen, klaren Designsprache.
Flugstabilität:
Dass aus der Feder von Routinier Goodman etwas entstünde, das irgendwie zickig oder zappelig in der Luft stehen würde, war nicht zu erwarten. Natürlich gibt sich auch der Reach linientreu und zeigt von Beginn an eine gute Flugstabilität. Das Profil steht sauber angeströmt, arbeitet zwar in der Luft ein wenig, da der Rahmen nicht so steif wirkt wie beim Nexus oder Reedin, aber alles in allem ist der Reach grundsolide konstruiert. Böen dämpft er überaus großzügig weg und kann über den kompletten Windbereich überzeugen. Allenfalls im untersten Windbereich lassen sich ihm durch grobes Überziehen der Bar leichte Backstalls entlocken.
Bar-Gefühl:
Wer die North Bar am Reach hängend das erste Mal am Haken hat, wird sich umgehend zu Hause fühlen. Nicht nur weil sie in Bezug auf Ausstattung und Features derzeit zum Besten gehört, was der Markt zu bieten hat, sie liegt auch noch ruhig und satt in der Hand, vibriert nicht und vermittelt sofort volle Kontrolle. Dabei ist das Bar-Gefühl angenehm leicht, aber so direkt abgestimmt, dass man den Kite jederzeit gut spüren kann. Man bekommt klar mitgeteilt, was der Kite am Himmel macht, muss sich aber unten keinen Wolf ziehen. Im Gegenteil, der Kite lässt sich tatsächlich aus den Fingerspitzen heraus fliegen. Der Zugpunkt ist großzügig und gut spürbar, wirkt insgesamt jedoch ein wenig weicher abgestimmt als beim Core oder Reedin.
Flug- und Drehverhalten:
In der Luft bestätigt sich ein Stück weit unsere Vermutung: Das Flug- und Drehverhalten erinnert etwas an den Wave-Kite Carve, denn der Reach dreht wunderbar rund, auf Wunsch und ohne übermäßig heftige Lenkimpulse sehr eng. Wer ihn richtig hart einlenkt, zwingt ihn ganz leicht ins Tellern, ansonsten dreht er schön über die Tips. Wer einen Loop zieht, wundert sich schon fast, wie schnell der Kite im Anschluss wieder im Zenit steht. Der Zugaufbau ist dabei harmonisch und moderat.
Flugleistung:
Der Reach verfügt über ein ausgeprägtes Sheet-and-go-Handling, was besonders Ein- und Aufsteigern entgegenkommt. Er lässt sich butterweich über die Bar dosieren und kann früh gestellt geflogen werden. Der Grundzug liegt im mittleren Bereich. Hier geht der Reedin kerniger ans Werk. Dafür lässt sich durch das flinke Drehverhalten im unteren Windbereich noch der ein oder andere Knoten mit Sinuskurven herauskitzeln. Im High End punktet der Reach mit üppigen Reserven. Mit der linearen Depower lässt er sich auch im Grenzbereich noch erstaunlich gutmütig im Zaum halten. Ebenso liefert er beim Höhelaufen ohne fahrtechnischen Anspruch an den Piloten gute Ergebnisse ab. Dazu kommt der supereinfache Relaunch. Für Ein- und Aufsteiger ist das schon mal das Rundum-sorglos-Paket.
Welle:
Für unseren Wave-Allround-Test kam der North Reach leider zu spät, aber ein paar Dinge lassen sich dennoch festhalten: Das zügige, runde Drehverhalten, die gute Dosierbarkeit mit moderatem Kraftaufbau, die hohe Flugstabilität und der ordentliche Drift werden sowohl Gelegenheits-Wave-Kiter als auch anspruchsvollere Directional-Junkies durchaus befriedigen.
Springen
Auch hier regiert das Prinzip „so einfach wie möglich“. Beim Einlenken dreht der Reach ohne zu zögern, fliegt mit wenig Querzug nach hinten und lässt sich dadurch vor dem Absprung über die Kante bis zum letzten Moment problemlos aufladen. Selbst wenn man den Absprung nicht voll trifft, sind ordentliche Höhen drin. Mit der Big-Air-Performance eines Reedin oder mit seinem Bruder Orbit kann er nicht mithalten, da beide deutlich mehr Boost und Hangtime liefern, doch mit etwas Druck in der Tüte geht auch hier die Post ab. Richtig gut, weil völlig mühelos und auch für Aufsteiger verblüffend einfach zu ziehen: Kiteloops. Selbst der Zwölfer dreht schnell und sauber durch. Zwar produziert er nicht den ganz krassen Leeversatz, aber für Normalos, die sich beim Einleiten des Loops ungern vor Angst in den Neo scheißen, trifft er genau das richtige Maß.
Fazit:
Leicht zu handhaben, spielerisch zu fliegen und in allen Disziplinen zu Hause – für Allround-Kiter, die mehr Wert auf ein agiles Handling als auf wuchtige Power legen, ebenso wie für Ein- und Aufsteiger ist der Reach ein Volltreffer ohne echte Schwachstellen.
[wp_bannerize group=“content“ random=“100″ limit=“1″]
Grössen / Preise (Kite only)
5,0 qm: 1.179 EUR
7,0 qm: 1.299 EUR
9,0 qm: 1.499 EUR
11,0 qm: 1.579 EUR
12,0 qm: 1.649 EUR*
13,0 qm: 1.699 EUR
15,0 qm: 1.799 EUR
*getestete Größe
Bar / Preise
North Navigator (M, L*):499 EUR
*getestete Bar
Gut / Weniger Gut
- hervorragendes Bar-Gefühl und Feedback
- guter Allrounder mit tollem Wave-Handling
- -
Flugeigenschaften
Der North Reach im Allround-Test
Weitere Kites im Test der Ausgabe 3/20:
Reedin Supermodel und Core Nexus 2.
Jetzt alle Tests in Ausgabe 03/20 im E-Paper oder in der App hier lesen!
Hersteller-Video zum Produkt
[wp_bannerize group=“content“ random=“100″ limit=“1″]
Diese Artikel könnten dich ebenfalls interessieren
Test: Cabrinha Drifter 2024
Sport trifft auf KomfortLeichter konstruiert und im Handling verfeinert präsentiert sich der 2024er-Drifter. Mit…
Test: Cabrinha Moto X
Locker-leichtes MultitalentMit dem Moto X hat Cabrinha weit mehr als ein behutsames Re-Design des…
Test: Cabrinha Drifter :03
Frischzellenkur für den KlassikerBeim Drifter ist seit jeher der Name Programm: Wegen seiner überzeugenden…
Test: Cabrinha FX2
GUT GEREIFTLange hatte Cabrinha beim FX wenig verändert – bis Anfang 2022 der FX2…
Leistung mit Leichtigkeit – Test: Duotone Neo SLS 2022
Der Neo SLS wusste schon in seiner ersten Version zu begeistern. Die 2022er-Neuauflage kommt mit…
Flautenkiller: Duotone Juice D-Lab Test
Der Preis ist eine Ansage, das Versprechen von Duotone ebenfalls: Mit dem neuen Juice D-Lab…