Frischzellenkur für den Klassiker

Beim Drifter ist seit jeher der Name Programm: Wegen seiner überzeugenden Drift-Eigenschaften konnte sich der Kite eine große Fan-Base erarbeiten. Dennoch wurde für die 2023er-Version kräftig daran getüftelt. So soll er leichter auf der Bar, reaktiver, schneller, vielseitiger und insgesamt moderner sein. 

Cabrinha holt 2023 zum Rundumschlag aus.   Was es mit dem „größten Produkt-Launch der Firmengeschichte“ auf sich hat, lest ihr im Interview ab Seite 92. Dazu gehört auch der neue Drifter, ein seit vielen Jahren beliebter Wave-Kite, den der zurückgekehrte Kite-Designer Pat Goodman allerdings für 2023 kräftig überarbeitet hat. Vor allem der neue Materialmix aus Gewicht sparendem HTD Lite Dacron, Ultralite-Bladdern und dem ebenfalls verschlankten Canopy-Design soll die Reaktivität deutlich erhöhen. Dazu kommt eine neue Aufhängung an einer Bri-dle, deren Leinen weniger Dehnbarkeit aufweisen sollen. Auf Pulleys in der Bridle wird komplett verzichtet, das soll den Kite direkter im Handling machen. Das Sprint-3.0-System, mit dem die Kites schneller aufgeblasen und entlüftet werden können, kommt bei allen neuen Cabrinha-Kites zum Einsatz. Die bekannten Pure Profile Panels wurden ebenfalls weiterentwickelt. Diese sind jetzt nicht mehr nur von der Leading zur Trailing Edge verlaufend konstruiert, sondern sollen auch quer von Tip zu Tip für einen noch präziseren -Shape der Kappe und somit einen strömungsoptimierten Luftfluss sorgen. Damit der Kite lange hält, haben ihn die Hawaiianer mit neuen TPU-Leading-Edge-Bumpern und Trailing–Edge-Battens aus EVA verstärkt. 

Flugstabilität:

Fans des alten Drifter werden nicht enttäuscht. Sobald man den neuen in die Luft aufsteigen lässt, fühlt er sich perfekt ausbalanciert an. Keine Frontstalls, keine nervigen Backstall-Tendenzen – man kann ihn einfach in der Luft parken und dort steht er selbst bei böigen Bedingungen unverwüstlich. Die Kappe wirkt steif, wenn auch nicht ganz so bockhart wie etwa beim Religion. Das Profil steht so gut wie faltenfrei und fällt auch weit depowert nur geringfügig ein.  

Bar-Gefühl:

Goodman ist es gelungen, mit dem A-Setting an den Steuerleinen ein relativ leichtes und vor allem smoothes Bar-Gefühl mit herausragender Reaktivität zu kombinieren. Der Kite liegt leicht in der Hand und man benötigt wenig Kraft an der Bar, um ihn zu hal-ten. Genauso leichtgängig reagiert er auf Steuerimpulse. Dabei bietet er gleich-zeitig eine schön präzise Rückmeldung, sodass man jederzeit spürt, was in der Luft gerade passiert. Für unseren Geschmack ist das Bar-Gefühl außerordentlich gut gelungen. Kein Tester hatte daran etwas zu motzen, selbst diejenigen nicht, die normalerweise Kites bevorzugen, bei denen man „mehr in der Hand hat“. Wer es dennoch satter auf der Bar mag, knüpft die Steuerleinen im B-Setting an. Dazu ist der Sweet Spot ausreichend groß dimensioniert, sodass auch weniger feinfühlige Kiter damit keine Probleme haben werden. Von einer sensiblen An-/Aus-Charakteristik auf wenigen Zentimetern Depower-Weg ist der Drifter damit weit entfernt, wobei er sich mit komplettem Vorschieben der Bar natürlich weitestgehend ausknipsen lässt. 

Lenk- und Drehverhalten:

Was sich beim Bar-Gefühl andeutet, setzt der Drifter beim Flugverhalten sinnvoll fort. Denn schon geringe Lenkwinkel genügen, um ihn mit verblüffender Reaktivität zu steuern. Der Kite dreht enorm präzise an, sodass jedes bisschen mehr oder weniger Lenkeinschlag sich in unterschiedlich großen Radien auswirkt. So lässt er sich nicht nur sehr präzise fliegen, er reagiert auch richtig flink auf Input. Hart eingelenkt sind sehr kleine Radien möglich, sodass der Kite annähernd auf der Stelle tellern kann, wenn gewünscht. Bei etwas größeren Radien punktet er mit sehr homogenem Zugaufbau, wobei der Drifter eher nicht zu den Wuchtbrummen dieser Gruppe zählt. In Kombination mit der sehr hohen Fluggeschwindigkeit lässt er sich mühelos radikal durchs Windfenster scheuchen, ohne den Piloten im Normalwindbereich vom Brett zu rupfen. Die damit verbundene Kontrolle ist eine der Vorzeigedisziplinen des Drifter.  

Flugleistung:

Beim Grundzug positioniert er sich im Mittelfeld zwischen den zugstärkeren Neo SLS, SST oder Nexus, bietet aber schon im Low End mehr Power als ein Reo oder Triad, die fast ausschließlich über die Fluggeschwindigkeit Zug aufbauen. Dazu fällt auf, wie gleichmäßig der Drifter seinen Zug aufrechterhält. Selbst in ekligen Böen rupft er nicht ungestüm am Haken und lässt sich über die üppige Depower ganz sanft dosieren. Er fliegt weit an den Windfensterrand, verliert dort aber nicht seine Power, sodass er kaum Aufmerksamkeit bei der richtigen Po-sitio-nierung erfordert. Damit kann er natürlich insbesondere beim Höhelaufen punkten. Gerade in der Welle bei Side- und Side-on-Bedingungen ist das ein wichtiger Punkt, weil man beim Abreiten viel Höhe vernichtet. Wer gern voll angetackert kitet, wird mit dem Drifter ebenfalls Spaß haben, denn Kontrolle und Depower-Vermögen im High End sind wirklich bemerkenswert gut. 

Wave:

Wenig überraschend, dass sich diese Flug- und Handling-Eigenschaften gut in der Welle machen. So hat uns der Drifter in allen Bedingungen überzeugen können. Bei Side-shore sowie Side-onshore fühlt er sich nicht nur äußerst agil, sondern auch sehr intuitiv an. Man hat das Gefühl, der Kite weiß jederzeit genau, was er tun soll, sodass er sich mit wenig Aufwand korrekt positionieren lässt. Radikale Flugmanöver sind ebenfalls sein Me-tier, ohne den Surfer dabei strapless aus der Welle zu zerren. Und bei der namens-ge-benden Kategorie Drift hat der Kite auch in der 2023er-Version an nichts eingebüßt. Side-off überzeugen die hohe Fluggeschwindigkeit, die Position weit außen am Windfensterrand und die enorme Depower. 

Fazit:

Starker Drift wie schon beim Vorgänger, nun aber gepaart mit einem leichteren Bar-Feeling sowie verbesserter Reaktivität, und hohe Agilität machen den Drifter zu einem der heißesten Wave-Kites 2023. Er fühlt sich in allen Bedingungen pudelwohl und überzeugt durch sein einfaches Handling. 

Grössen / Preise (Kite only)

  • 4,0 qm: 1.419 EUR
  • 5,0 qm: 1.489 EUR
  • 6,0 qm: 1.569 EUR
  • 7,0 qm: 1.629 EUR
  • 8,0 qm: 1.699 EUR*
  • 9,0 qm: 1.769 EUR
  • 10,0 qm: 1.829 EUR*
  • 11,0 qm: 1.899 EUR
  • 12,0 qm: 1.959 EUR
  • 13,0 qm: 2.029 EUR

Bar / Preise

  • Operating System (S/M*, M/L): 699 EUR
  • Overdrive Quick Loop 1X (M, L): 589 EUR

Gut / Weniger Gut

  • Reaktivität und Bar-Gefühl
  • sehr präzises und agiles Handling
  • -

Flugeigenschaften

Halte- u. Lenkkräfte
Lenk- u. Drehverhalten
Einsatzgebiet