Auf dem Wasser schweben sie schon bei zwei Windstärken, im Kitemarkt aber heben sie noch nicht ab. Foilboards warten noch auf ihre Fans.
Fliegen mit nur einem Flügel
Geradezu euphorisch waren die ersten Kommentare zum Foilkiten. Der Wellen- und Freestyle-Star Mitu Monteiro, Zweitwohnsitz schlaufenloses Waveboard, begrüßte den neuen Sport überschwänglich. „Foilkiten ist wie Fliegen über der Wasseroberfläche.“ Und einer der berühmtesten Wassersport-Pioniere der Welt, der Raphael Salles, bringt das Foilkiten auf eine knappe Formel: „Das Kiten kehrt zurück an Deinen Binnensee. Foilkiten macht aus einem beschissenen Tag mit drei Windstärken einen fantastischen Tag.“ Und dafür gibt es vor allem drei Gründe:
– auf Flügeln läuft das Board 15-17 Grad mehr Höhe
– Kabbelwellen stören nicht mehr
– die Gleitwindgrenze sinkt auf deutlich unter zehn Knoten
Euphorie bei den Herstellern
Das hat Kite- und Boardhersteller weltweit elektrisiert. F-One brachte als eine der ersten Marken gleich einen ganzen Vogelschwarm von Hydro-Flügeln an den Start. North versuchte es mit einem Unterwasserflügel, der einen Sicherheitszaun um die Auftriebshilfen hatte. Slingshot experimentierte mit kürzeren Kielen (Fachsprache: „Mast“). Ein Carbon-verarbeitender Industriebetrieb aus Österreich mit 100 Mio. EUR Umsatz hat sogar eine eigene Tochter gegründet, um mit seinen „Levitaz“-Schwingen an die Spitze zu fliegen. Die einzige Marke, die den neuen Flügelstürmern etwas verhaltener gegenüberstand, war Naish. 2018 ziehen die Hawaiianer nach: Firmenchef Robby Naish hat die Foil-Palette mit Entwickler Michi Schweiger komplett überarbeitet und setzt auf ein modulares System, bei dem sich verschiedene Flügelgrößen, Kiellängen und Boards miteinander kombinieren lassen.
Schneller war man bei Liquid Force. „Wir haben 2017 unseren Foil-Umsatz verdoppelt und waren in der Vergangenheit häufiger ausverkauft“, verrät Kea Janssen vom Europa-Headquarter. Liquid Force Chef Gary Siskar erklärt sich das so: „Um einen Boom auszulösen, waren die meisten Foils in den ersten Jahren einfach zu teuer. Wir sind mit relativ günstigen Sets auf dem Markt gekommen, worauf mir einige Mitbewerber vorgeworfen haben, wir würden den Markt kaputt machen, bevor es ihn überhaupt gibt. Ich antworte dann immer: Wir haben damit den Markt erst erschaffen“. Günstig scheint bei den preisbewussten Deutschen zu laufen, denn auch Cabrinha hat vom Double Agent nach eigenen Angaben in 2017 gut 150 Stück verkauft. F-One ist bereits einen Schritt weiter und versucht, mit dem neuen Injected Carbon Flügel Performance zum kleinen Preis zu bieten. Brancheninsider schätzen die Franzosen auf rund 200 verkaufte Exemplare in Deutschland. Knapp davor mit rund 220 Stück rangiert derzeit nur noch Slingshot, die auf besonders einsteigerfreundliche Foil-Sets setzen.
Fehlt der Crossbow-Faktor?
Murdoc Schwalm von der Kiteschule Windgeister auf Fehmarn hat eine gute Erklärung dafür, warum der Sport noch nicht richtig im Gleiten ist: „Dem Foilkiten fehlt noch die Crossbow-Erfindung.“ Mit der Erfindung des Bow-Kites Crossbow 2006 zündete das Kitesurfen den Boost – Springen, Relaunch und Leichtwindgleiten waren plötzlich so einfach wie Fahrradfahren. Manche Foilkite-Lehrer glauben, dass der „Bow“ schon erfunden worden sei: Kurze, nur 60 cm lange Kiele sind die neuen Zauberstäbe. VDWS-Lehrteamer Michi Vogel ist überzeugt davon, dass kurze Kiele für Einsteiger entscheidende Vorteile haben: „Die Flughöhe ist gedeckelt, so dass Stürze sanfter ausfallen. Und die Hebelkräfte sind geringer. Denn auf dem Foil sind selbst kleine Belastungsfehler sichtbar wie unter einem Vergrößerungsglas.“
60 cm: Die beste Größe für Einsteiger
60 cm-Kiele gelten unter Experten als bester Kompromiss, denn, so auch Levitaz-Entwickler Mario Legenstein: „Der Einsteiger stürzt mit dem 60er-Kiel weniger oft.“ Das sieht man auch bei Slingshot so. Sie bieten mit dem Einsteigerset Flight School einen Satz von 38er, 61er und 76er-Kielen zu einem attraktiven Preis von rund 190 Euro an. Dazu kommen riesige Flügel, die Einsteiger bereits bei Standgas in die Luft befördern sollen. Den Bow-Effekt fürs Foilkite-Lernen hat OnTop-Foilexperte Torsten Woite entdeckt – ohne dass der angehende Flügelflitzer einen Cent ins Material investiert. Woite: „Die richtige Belastung des Foilboards lernt man schnell und stressfrei an einer linearen (Zwei-Mast-)Wakeboard-Anlage ohne Kurven.“ Wer gerade keinen Kunstwind am Kabel zur Hand hat, könnte sich fürs Flachfliegen auch auf dem Directional vorbereiten. KITE Fahrtechnik-Experte Michael Vogel: „Das Surfboard zeigt dir schnell, wo es gedrückt oder entlastet werden möchte. Und so ähnlich tickt auch ein Foilboard.“
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