Für weißen Sandstrand, fette Wellen und spiegelglattes Wasser muss man nicht um die halbe Welt fliegen. All das findet man auch in deutschen Breitengeraden – und zwar in Ostfriesland. Wir haben uns im Land der Windmühlen ausgiebig umgeschaut und die besten Kite-Spots für Euch zusammengetragen. Fotos: Roman Lachner / Text: Arne Schuber
Norddeich dient schon seit langer Zeit als Test-Labor für das KITE Magazin. Das liegt zum einen an unserem Chef-Tester Michael Vogel, der sich dort niedergelassen hat und die Surfschule Norddeich betreibt. Und folgendes Szenario haben wir dort unzählige Male erlebt: Sonne, perfekte 20 Knoten, allerfeinstes Flachwasser – und gerade mal 20 Kiter auf dem Wasser. Nebenan in Neuharlingersiel: dasselbe Bild. An vielen Kites hängen zudem Kiteschüler der ortsansässigen Schule, die ohnehin wenig Platz für sich beanspruchen. „Wo sind die alle?“, fragt man sich dann zwangsläufig. Eine mögliche Erklärung: Im Wattenmeer regiert die Tide. Manchmal gibt es guten Wind, aber kein Wasser. Eine (sehr deutsche) Option, darauf zu reagieren: sich ärgern, während das Auge bei Ebbe über eine endlose Landschaft aus Sand, Schlick und Prielen schweift, ohne dass kitebares Nass in Sicht wäre. Oder man akzeptiert die Naturgesetze – und genießt die raue Schönheit des Wattenmeers. Denn das Weltnaturerbe trägt seinen Titel nicht ohne Grund.
Tiden-Faustregel: 3 Stunden vor und nach Hochwasser ist Primetime
Tidenabhängiges Kiten hat einen entscheidenden Vorteil: Bei auf- oder ablaufendem Wasser ist die Spielwiese im Wattenmeer sogar bei Hackwind spiegelglatt. „Wer es drauf anlegt, kann in knöcheltiefem Wasser aufs Gas treten bis die Kante glüht.“, sagt Michael Vogel, Chef der Surfschule Norddeich. Einziger Wermutstropfen: Steigt die Flut, wird die Piste meist rumpelig. „Bei Hochwasser schwappen typische Nordsee-Kabbelwellen in wildem Durcheinander an die Deiche.“ Man sollte also den Tidenkalender im Blick haben uns seine Trips danach planen – dann sind bei passender Windrichtung auch sechs Stunden und mehr Kitezeit am Stück möglich. Und wenn man ganz ehrlich ist: Es hat sogar etwas seltsam Entspannendes, zu wissen, dass man gerade eh nicht aufs Wasser kann, weil keins da ist. Bei Hochwasser am Nachmittag kann man guten Gewissens ausschlafen und den Tag easy angehen oder die Zeit für eine der lohnenswerten Sehenswürdigkeiten nutzen.
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Greetsiel und Upleward: Mühlenromantik und Südwestwind
Wir beginnen unseren Friesland-Trip in Greetsiel in der Region Krummhörn. Am Ortsrand des pittoresken Fischerörtchens thronen zwei Zwillingsmühlen über dem platten Weideland. Technikinteressierte sollten die steile, knarzende Holztreppe hinaufklettern, denn innen befindet sich ein kleines, sehenswertes Museum, in dem sich die mehlbestäubte Technik der historischen Mühle bestaunen lässt. Ansonsten ist Greetsiel der typisch friesische Touristenort mit beschaulichen Ortskern um den kleinen Hafen. Gekitet wird in der Krummhörn etwas außerhalb von Greetsiel im Ortsteil Upleward. Von April bis Ende Oktober kann man hier die üblichen 3 Stunden vor und nach Hochwasser vor allem südwestliche Windrichtungen auskosten. Hier kommt sogar Südsüdwest noch leicht side-on, während diese Richtung für die meisten anderen Spots zu ablandig und dadurch mächtig böig wird. Bei Ostwind schaut man hier allerdings in die Röhre – oder den großen Pötten auf dem Weg aus der Ems in die offene Nordsee hinterher.
ANMERKUNG: Der Kite-Spot Upleward ist seit 2019 geschlossen – mehr Infos dazu hier.
Norderney: Weltklasse Wellen im neuen Sylt
Die Insel Norderney wird mittlerweile als das neue Sylt gehandelt. Die berühmte Milchbar am Januskopf hat sich zur Szene-Location fürs Party-Klientel entwickelt und trägt ihren Teil zum Imagewandel der Insel bei bei. Der Vorteil: Das zumeist gut betuchte Publikum interessiert sich mehr für die Flut der DJs als für Wellen und Wind, sodass an dem breiten Kitespot an der Nordseite der Insel wenig Verkehr herrscht. Hier wird auf der offenen Nordsee gekitet, dementsprechend wellig geht es zu. Dass sich an dem endlos langen Sandstrand eine Wellenreitschule befindet, ist ein Hinweis darauf, was Kiter auf Norderney erwartet. Sobald es ein paar Tage aus der richtigen Richtung ballert, brechen über die vorgelagerten Sandbänke bei kräftigem sideshore Wind aus West oder Nordwest masthohe Wellen, die man in dieser Qualität wohl sonst nur im nördlichen Dänemark oder an guten Ostwind-Tagen in Mukran findet. Ostwind kommt auch hier an, dann fallen die Wellen allerdings deutlich gemäßigter aus. Aufgebaut und gestartet wird direkt auf dem Sandstrand, die Kitezone erstreckt sich großzügig vom Strandaufgang Nordbad bis zur Weißen Düne. Da Norderney, untypisch für die friesischen Inseln, mit dem Auto befahren werden darf, kann sich an guten Tagen auch ein Tagestrip auf die Insel lohnen. Von den Kites auf der südlichen Wattseite in Norderney sollte man sich nicht anlocken lassen; die kleine Kite-Zone mit Flachwasser ist der örtlichen Surf-Schule vorbehalten.
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Juist: die Mini-Karibik
Beschaulicher, aber landschaftlich genau so schön ist die Nachbarinsel Juist. Vom kleinen Hafen aus verteilen Pferdegespanne und E-Bikes die Ankömmlinge zu den Unterkünften. Die Insel liegt langgezogen wie eine Spaghetti in der Nordsee und misst an der breitesten Stelle schmale 900 Meter. Nach einem kurzen Fußmarsch vom Hafen, der problemlos mit Kite auf dem Rücken zu bewerkstelligen ist, gelangt man durch die Naturdünen an den endlosen, schneeweißen Sandstrand auf der Nordseite. Endlose Weite bedeutet hier: 17 km Sandkasten gefüllt mit Puderzucker. Östlich der Badezone am Hauptstrand befindet sich die Kitezone. Auch hier wird auf der offenen Nordsee gekitet. Je nach Tide laufen über die kleinen Sandbänke kleine Wellen, die sich bei Starkwind zu tüchtigen Rampen aufschaukeln können. Hier funktioniert von West über Nord bis Ost jede Windrichtung. Ähnlich wie in Norderney sollte man aber die zeitweise starke Strömung im Blick behalten. Laufen Wind und Strömung in dieselbe Richtung, wird das Höhelaufen zur Geduldsprobe. Der sanft abfallende Meeresgrund ist auf den ersten Metern noch stehtief, danach erstreckt sich die Nordsee in tiefem Blau unter dem Board. Hier sind meistens nur eine handvoll Kiter gleichzeitig auf dem Wasser. Fachkundige Start- und Landehelfer sucht man also manchmal vergebens. Dafür genießt man den üppigen Platz und die beeindruckende Naturkulisse.
Norddeich: Homebase im Norden
Zurück auf dem Festland schauen wir in unserem „Wohnzimmer“ Norddeich vorbei. Die Surfschule Norddeich liegt auf einer großen Wiese zwischen Deich und Wattkante und bietet neben viel Platz zum Aufbauen der Kites eine großzügige Infrastruktur. Wer seine Material nicht vom kostenpflichtigen Tagesparkplatz hinter dem Deich schleppen möchte, kann für die Dauer seines Aufenthalts Storage-Boxen mieten. Neues Highlight für das Aftersession-Bier ist der per Holzofen beheizbare Hotpot mit Blick auf die Nordsee. Wer ein Package mit Übernachtung sucht, kommt komfortabel in der Wattlodge unter, die Michael mit seiner charmanten Frau Maria betreibt. Von spiegelglattem Flachwasser bis zu Kabbel wird in Norddeich innerhalb eines Tidenzyklus alles geboten. Der Spot ist einer der typischen Wattenmeer-Spots, allerdings mit einer Besonderheit. Bei Hochwasser schaut ein paar hundert Meter draußen nur ein Pfahl aus dem Wasser. Der markiert das östliche Ende der Kitezone. Darüber hinaus zu fahren wäre nicht ratsam, denn darunter befindet sich eine Steinmole, die bei ablaufendem Wasser komplett trockenfällt. Bei Nordost blockt die Mole die anrollenden Chaoswellen ab und das Wasser ist glatt wie Fischgrätparkett, sogar bis es zu Hüfttiefe aufgelaufen ist – perfekte Bedingungen für Freestyler und Speedjunkies. Bei westlichen Windrichtungen wird es mit auflaufender Flut schneller kabbelig. Um Hochwasser gehen die Locals hier selten aufs Wasser, doch wer den kleinen Chop zu schätzen weiß, kann auch um diese Zeit Spaß haben. Legendär sind in Norddeich die Sonnenuntergangssessions bei ablaufendem Wasser. Wer dann nicht genug bekommt und zu weit mit dem Wasser in Richtung Juist wandert, muss den Rückweg zum Strand per Pedes durch das schlickige Watt zurücklegen. Doch das ist eine absolute legitime Mühe für den zuvor eingefahrenen Lohn – und bei fast allen Watt-Spots dasselbe.
Tipps für Norddeich an No-Wind-Tagen
Im Vergleich zu den Inseln ist Norddeich zwar keine Naturschönheit, doch hat der Ort ebenfalls seinen Reiz. Gerade für Familien wird hier viel geboten. In der Seehundstation kann man den kleinen Heulern beim Sonnen und Tauchen zuschauen und erfährt allerlei Wissenswertes über das Wattenmeer. Das zugehörige Waloseum liefert einen spannenden Einblick in die Welt der Wale und Vögel. Im Ostfriesischen Tee-Museum lernt man bei einer friesischen Teezeremonie unter anderem, dass der Tee gegen den Uhrzeigersinn umgerührt wird – so halten die Friesen nämlich kurz die Zeit an. Die Hauptstraße zum Strand mit ihren Touristenlokalen und Nippes-Läden wirkt tatsächlich ein bisschen so, als wäre die Uhr stehen geblieben. War Norddeich in den Siebziger- und Achtzigerjahren noch eine Partyhochburg Niedersachsens, scheint der Ort mit seiner Zielgruppe von damals gealtert zu sein. Letzte verbliebene Bastion für Musik-Nostalgiker ist das „Meta“ (offiziell: Metas Musikschuppen), eine Rockkneipe mit bewegter, teils zwielichtiger Vergangenheit und einer Namensgeberin mit Kultstatus, die sogar mit einem eigenen Musical geehrt wurde. Howard Carpendale, die Scorpions und Ostfriesen-Urgestein Otto Walkes sollen bereits bei der Norddeicher Rock-Ikone Meta Rogall auf der Bühne gestanden haben.
Spiekeroog: Kiten, Käsekuchen und Kultkneipe
Musikalisch und freucht-fröhlich geht es auch auf Spiekeroog zu, wo Dirk Nannen das Old Laramie betreibt. Die Kneipe, teilweise aus Strandgut und Sperrmüll gebaut, ist für zwei Dinge berühmt: rauschende Nächte und Käsekuchen. Beides muss man gesehen, probiert und noch besser erlebt haben. Außerdem ist Dirk nicht nur ein super Typ, sondern auch Kiter und betreibt eine kleine Wassersportschule. Vom Laramies ist es nur ein Steinwurf bis zu den Dünen und dem Kitespot auf dem langen Sandstrand am westlichen Ende der Insel. Und der ist ein wahres Goldstück – denn eine große Sandbank schirmt eine Lagune von der Nordsee ab. Je nach Tide ändert sich die Größe der Flachwasserlagune enorm. Doch da auch hier meist wenig Kiter anzutreffen sind, hat jeder üppig Platz auf dem Wasser. Auf der Seeseite der Sandbank laufen kleine bis mittlere Wellen. An Starkwindtagen können die Wellen hier sogar überkopfhoch werden. Abwechslungsreicher auf so kurzer Distanz ist kaum ein anderer Spot in der Region. Und natürlich ist Spiekeroog – genau wie die restlichen Inseln – ein wahres Naturparadies.
Klein aber fein: Dornumersiel
Gegenüber auf dem Festland schlummert ein kleines Feriendorf, das für Kiter einiges zu bieten hat. Wer auf Camping und Kiten steht, wird in Dornumersiel glücklich: Der große Campingplatz liegt zwischen Strand und Deich. Er reicht bis auf wenige Meter bis an die Surfschule Vertigo Kiteboarding heran. Axel Ziegler betreibt die Station seit 2010. „Wir haben mit 85 Hektar wohl eines der größten Reviere in der Gegend“, erzählt Axel, viel los sei hier trotzdem selten. „Mehr als fünfzehn Kites zähle ich so gut wie nie“, verrät er uns. Dabei eignet sich der fast überall stehtiefe Spot für Einsteiger, Camper und Familien besonders gut. Rechts befindet sich die Badezone mit dutzenden Strandkörben im Sand. Links vom großen blauen Nivea-Ball beginnt das üppige Kiterevier. Ostwind funktioniert hier gut bei auflaufendem Wasser, West bei ablaufendem. Alle Richtungen aus Nord sind problemlos kitebar, nur südliche Winde kommen ablandig über den Deich und peitschen in ekligen Böen über den Strand. Ansonsten sind die Bedingungen typisch friesisch: Mit ablaufendem Wasser werden die kleinen Kabbelwellen immer glatter gezogen, kabbelig wird es je nach Windstärke um Hochwasser. Wer es nicht so mit Camping hat, kann über Axel auch Wohnungen im Ort mieten. Wer Nachtleben und Entertainment sucht, ist in Dornumersiel allerdings falsch. „Hier ist nicht nur auf dem Wasser nicht viel los“, lacht Axel.
Neuharlingersiel: Fähren-Vorfahrt beachten
Eine halbe Stunde weiter östlich ändert sich das Bild. In Neuharlingersiel gelangt man vom Campingplatz hinterm Deich direkt zur Surfschule Windloop. Das Team um Chef Fabbel hat hier etwas geschaffen, dass es sonst an der friesischen Küste selten gibt: richtig chilligen Beach-Flair und eine Strandbar, in der man sich am liebsten schon vor der Session das erste Aftersession-Bier aufmachen möchte. Die Atmosphäre ist cool und entspannt, das Publikum jünger als in den anderen großen Touri-Strandbädern. Man fühlt sich sofort wohl. Die Station gibt es seit 2008, doch 2014 hat Fabbel den Betrieb übernommen und kräftig umgebaut. Ähnlich wie in Norddeich machen auch in „Neuharle“ die Kiteschüler einen großen Teil des Verkehrsaufkommens auf dem Wasser aus. „Wir haben hier kaum Locals. Deshalb gibt es auch keine große Kite-Szene wie zum Beispiel auf Fehmarn“, erzählt Fabbel. 55 Kites auf 88 Hektar – voller werde es in der Regel nicht. Präferierte Windrichtungen sind Westsüdwest über Nord bis Ost. Da Neuharlingersiel etwas tieferes Wasser hat, kann man hier bei Hochwasser nicht stehen. Dafür wird dort länger gefoilt. Die Kitezeit beläuft sich auf die üblichen 3 Stunden vor und nach Hochwasser. Bei passender Windrichtung können es auch mal 4 Stunden sein. Und bei Westwind kann man in die Fahrrinne ausweichen. „Hier fahren nur zwei bis drei Fähren am Tag. Auf die muss man natürlich aufpassen. Kurz anhalten, den Kapitän grüßen und wenn die Fähre vorbei ist, weiter kiten. Mit der gegenseitigen Rücksicht kommen wir hier oben sehr gut mit der Berufsschifffahrt aus“, weiß Fabbel. Nur für Anfänger ist die Fahrrinne nicht geeignet. Außerdem ist die kleine Badezone für Kiter absolutes Sperrgebiet. Wer bei Hochwasser den Kontakt zum Grund verliert und havariert, wird kostenfrei vom stationseigenen Rescueboot herausgefischt. Wer nicht auf dem Campingplatz übernachtet, kann im nahegelegenen Windloop Hostel mit Gleichgesinnten wohnen. Für Kinder bietet sich die Übernachtung im DJH Resort an.
Schillig: Flachwasserspielwiese
Nach einem kühlen Getränk in Fabbels Strandbar fahren wir weiter in Richtung Schillig und Hooksiel. Die Spots sind die erste Anlaufstation für Ost- und vor allem bei Südwindtagen in der Region, denn die Küste knickt hier scharf in südlicher Richtung ab. Süd und Südost funktionieren in Schillig exklusiv, Nordwest geht gerade noch. Tim Schönfeld, Stationsleiter der Nordsee Academy in Schillig, hat den Job zwar gerade erst übernommen, aber kennt den Spot bereits wie seine Westentasche: „Das Besondere an Schillig ist das riesige Stehrevier und der Sandboden. Wir haben hier sehr wenig Schlick und selbst bei Hochwasser kann man gut einen Kilometer draußen noch stehen.“ Um die Qualität an Ost- und Südwindtagen wissen allerdings viele Kiter. Die Nähe und schnelle Erreichbarkeit von Oldenburg und Bremen bedingen, dass es in Schillig deutlich voller wird als eine halbe Stunde weiter westlich in Neuharlingersiel oder Dornum. Innerhalb der Kitezone darf man 3 Stunden vor und nach Hochwasser kiten. Außerhalb dieser Zeit kann in Schillig jedoch ein festgelegter Korridor zu Fuß oder bei ausreichender Wassertiefe auch per Kite durchquert werden, um an der Wattkante außerhalb des Nationalparks tidenunabhängig zu kiten. Schillig bietet ebenfalls die Möglichkeit, direkt am Spot zu campen. Hinter der kleinen Station stehen kleine Wohnwagen („Nordsee Karren“), die man für ein paar Tage mieten kann. Daneben gibt es kostenlose warme Duschen und Toiletten. Aufgebaut wird auf der großen Drachenwiese. Da sich Kiter die Wiese mit Kinderdrachen und sonstigem Fluggerät teilen, ist nach dem Start Vorsicht geboten – sonst hat man an stark besuchten Tagen einen blinden Passagier in den Leinen hängen. Von der Startwiese muss man einen kurzen Fußmarsch durch die kleinen Dünen bis zum Sandstrand zurücklegen. Ungeübte Kiter tragen den Kite in der Hand vor und launchen erst am Strand. Von dort erstreckt sich die riesige Flachwasserspielwiese, die selbst bei über 100 Kitern jedem noch ausreichend Platz lässt. Da der Spot relativ flach ist, fällt er etwas eher trocken als die Nachbarreviere. Dafür wird man mit weitläufigerer Natur belohnt. Denn auf dem Festland sind fast alle Deiche mit Gras bewachsen und häufig mit Steinen und Beton vor den peitschenden Winterstürmen geschützt. Sandstrand und Dünen wie auf den Inseln sind daher Mangelware. Doch in Schillig findet man eine schöne Mischung aus beidem.
Hooksiel: Pole-Position
In Hooksiel und treffen wir Mona, ebenfalls von der Nordsee Academy. Es ist bereits spät am Abend und der thermische Nordwind fast eingeschlafen. Ein Foilkiter dreht noch genüsslich seine Runden. „Der Spot ist nach Norden ausgerichtet. Dadurch sind Windrichtungen aus Nordwest über Nord bist Nordost hier ideal. Lediglich bei südlichen Winden bietet sich der Spot nicht an, da der Wind dann über den Deich ablandig kommt. Bei Wind aus West kann es teilweise böig sein, da er dann in einiger Entfernung über Land weht. Von der Ausrichtung am Spot selbst ist es allerdings sideshore, weshalb definitiv gekitet werden kann“, erklärt uns Mona. Gestartet und gelandet werden darf in Hooksiel ausschließlich außerhalb der Wiesen vorne am Strand auf einer Landzunge. Wenn der Wind schwächelt, kann man sich nebenan an der Wasserskianlage austoben. Wer mit dem Auto anreist, parkt direkt hinterm Deich auf dem großen Parkplatz (Beschilderung „Hundestrand“ folgen).
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Gut zu wissen:
Wind: Ostfriesland lohnt sich ganzjährig, wenngleich einige Spots im Winter gesperrt sind. Einer der schwächsten Windmonate ist überraschend der September. Für Kiter ist im Frühjahr und Herbst Hochsaison. Doch auch im Juni bis August kommt verstärkt durch lokale Thermik häufig mehr Wind, als die Vorhersage verspricht. In Puncto Windstärke ist hier von fast nichts bis über 40 Knoten alles möglich, also sollte man besser keine Kitegröße zuhause lassen. Die meisten kitebaren Tage spielen sich aber im moderaten Windbereich zwischen zwölf und 25 Knoten ab.
Temperaturen: Typisch Nordseeküste – binnen weniger Tage kann das Wetter von hochsommerlich auf lausig kalt wechseln. Im Sommer heizt sich das Wasser durch das Watt stark auf, sodass an warmen Tagen im Shorty gekitet werden kann. Ansonsten gehört ein 4/3er-Neo zur Standardausrüstung. Im Frühjahr und Herbst braucht man ohne mindestens Fünf-Millimeter-Gummipelle gar nicht erst anzutreten.
Beste Reisezeit: Frühjahr, Frühsommer und Herbst. Im Hochsommer während der Sommerferien bevölktern Badetouristen die Strände und der Wind kann sich längere Pausen gönnen.
Unterkünfte: Wohnmobile und Campingbusse sind ideal, um mehrere Spots zu entdecken. Es gibt in jedem Ort Camping- und Stellplätze. Ansonsten vermitteln die lokalen Kiteschulen günstige Unterkünfte für Kiter. Hotels und Ferienwohnungen gibt es wie Schafe auf dem Deich.
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